Wesenstest in Hamwarde im Oktober 2019

19.10.2019

„Der Labrador-Retriever ist vor allem ein Arbeitshund.“ So lautet der erste Satz des Rasse-Portraits – und genau das haben die teilnehmenden Labies beim Wesenstest Mitte Oktober in Hamwarde bewiesen. Dynamisch und geradezu enthusiastisch haben sich 6 junge Labrador-Retriever durch Menschenmengen geschlängelt und in den Parcour gestürzt – waren aber eigentlich ganz besonders am Schützen interessiert, der in einiger Entfernung auf der Wiese stand.

Es ist wohl ein gewohntes Bild, dass bei Wesenstest Labrador-Retriever gut vertreten sind, denn für sie ist das Bestehen des Wesenstest (alternativ zur JAS) Zuchtvoraussetzung. Umso schöner war es, dass in Hamwarde auch zwei Flats (für die das keine Pflicht ist) vertreten waren. Mir ist als Flat-Besitzerin das ein oder andere Mal zu Ohren gekommen, dass Flats ja doch ein bisschen sensibel und „eigen“ sein können und deshalb durchaus Einwände haben könnten gegen so „unsinnige“ Aufgaben wie eine erzwungene Seitenlage oder Radau im Wald. Dem vorauseilenden Ruf zum Trotz haben aber auch die beiden Flats absolute Nervenstärke und Sicherheit sowie Folgsamkeit bewiesen.

Ausnahmslos alle Hunde haben gezeigt, was für ein überaus fröhliches Wesen unsere Retriever haben. Während der Befragung der Hundehalter zeigten die währenddessen freilaufenden Hunde – ungefragt und ganz spontan – gleich zwei herausragende Eigenschaften: Sie sind sehr menschenbezogen und freundlich und begrüßten überschwänglich alle Anwesenden, und sie sind sehr wasserliebend. Der angrenzende Wassergraben war bestens frequentiert und es dürfte wohl niemand mit einem trockenen Hund den Tag beendet haben.

Im ersten Prüfungsteil stellte sich die Seitenlage als schwierigste Aufgabe des Tages heraus, einige Hunde ertrugen diese nur mit etwas Widerwillen. Spaziergang, Menschenmenge, Spiel und Schussfestigkeit waren dagegen kein Problem.

Die Begehung des Parcours mit optischen und akustischen Reizen sorgte beim ein oder anderen Teilnehmer für anfängliche Zweifel: Eine Plane mit Flatterband, lärmendes Kinderspielzeug, ein riesiges Stofftier, das sich an einem Baum auf und ab bewegte, ein Müllsack voller Blechdosen, der plötzlich in den Weg geworfen wurde und ordentlich Krach machte, aufgetürmte Plastikkisten, die polternd umfielen, und ein mysteriöses dunkelgekleidetes Gespenst, das im Gebüsch kauerte, galt es zu erkunden. Am Ende zeigte sich aber, dass der Parcours doch gar nicht so schlimm war - alle Hunde erkundeten selbständig oder mit ein bisschen Unterstützung die verschiedenen Stationen.

Am Ende meisterten 7 von 8 Hunden alle gestellten Aufgaben. Auch die junge Labrador-Hündin, die die Prüfung nicht beendete, konnte ihr wundervolles Wesen zeigen. Die aufregende Atmosphäre und der Schütze am Ende der Wiese erzeugten aber einfach einen solchen Arbeitseifer, dass für Seitenlage und Spielen für sie nicht der richtige Zeitpunkt war – wie schon gesagt: Der Labrador ist eben vor allem ein Arbeitshund….

So war es in Hamwarde weniger ein Prüfungstag als vielmehr ein Treffen mit tollen Hunden, netten Gesprächen und sehr wertvollen Einsichten in das Verhalten unserer Hunde. An dieser Stelle geht ein ganz großes Dankeschön an die Richterin Irmelin Barckhausen, die in Hamwarde ihre letzte Wesensprüfung als aktive Richterin abgenommen hat. Mit ihrer freundlichen, ruhigen und zugleich motivierenden Art hat sie es Hunden und Hundeführern/-innen leicht gemacht und hat sich mit viel Zeit und Engagement intensiv jedem einzelnen Team gewidmet und unterstützt von Richteranwärterin Anne Daniels wertvolle Rückmeldungen gegeben. Die Sonderleitung Gabriella Solbach und Gabi Rüpke sorgten zudem für einen tollen Tag mit reibungslosem Ablauf und bester Versorgung für Mensch und Hund.

Insgesamt hat der Tag gezeigt, dass man vor einer Wesensprüfung gar nicht aufgeregt sein muss. Für die Hunde war es ein aufregender Spaziergang mit Spiel, Spaß und Spannung. Und auch mir hat es zum einen großen Spaß gemacht, zum anderen habe ich auch noch mal etwas über meinen Hund und über unsere Beziehung zueinander gelernt. Das Vertrauen des eigenen Hundes noch mal auf diese Weise zu erfahren, war wirklich eine schöne Erfahrung. Dazu fällt mir ein Sprichwort ein: „Ich hoffe, ich werde einmal der Mensch werden, für den mein Hund mich hält.“

Stephanie Wenck & Eddie